Das zweite Triumvirat.
95
Antonius vor dem versammelten Volke anbot, gern angenommen, wenn ihm nicht das Murren der Menge gezeigt hätte, daß er besser tue, dies noch nicht zu wagen.
Cäsar wandte seine gewaltige Macht in vortrefflicher Weise an, fo daß seine kurze Regierung zum Segen für das Reich wurde. Gegen seine bisherigen Gegner zeigte er eine klug berechnete Milde und begnadigte viele von ihnen. In den Provinzen gründete er zahlreiche Kolonien und siedelte dort arme Bürger an; so gelang es, die große Zahl der Besitzlosen, die sich in Rom aushielten und dort von den Getreidespenden des Staates lebten, zu vermindern. Die Untertanen des Reichs schützte er gegen die Erpressungen der Statthalter und der Steuerpächter. Der zunehmenden Sittenlosigkeit suchte er durch Gesetze entgegenzutreten, welche auf Gewalttat und Bestechung harte Strafen setzten und den Luxus einschränken sollten. Auch den Kalender, der in völlige Zerrüttung geraten war, ordnete er unter Heranziehung eines Astronomen aus Alexandria. So entstand der julianische Kalender, der allgemein in Geltung gewesen ist, bis ihn im sechzehnten Jahrhundert Papst Gregor Xiii. hat verbessern lassen; in Rußland gilt er noch heute.
Mitten in seiner großartigen Herrschertätigkeit erlag Cäsar einer Verschwörung, an der sich teils begnadigte Pompejaner, teils unzufriedene Eäsarianer beteiligten und deren Führer der finstere und ehrgeizige C a s s i u s und der von Cäsar immer sehr begünstigte Junius Brutus waren.
Als er am 15. März 44 trotz mehrfacher Warnungen und trotz der böfen Cäsars «r. Träume seiner Gemahlin sich in den Senat begeben hatte, wurde er von 16 • den Verschworenen überfallen. „Auch du, Brutus!" rief er, als auch dieser den Dolch aus ihn zückte, verhüllte sein Haupt und sank, von dreiundzwanzig Stichen durchbohrt, an der Bildsäule des Pompejus nieder.
Cäsar gehört als Feldherr wie als Staatsmann und R e g e n t zu den größten Männern der Weltgeschichte. Um seinen Ehrgeiz zu befriedigen und die Alleinherrschaft zu erreichen, hat er unlautere Mittel nicht verschmäht; aber als er die Macht-in den Händen hatte, erwies er -sich als einen großen Regenten. Der vielseitige Mann zählt aber auch zu ton bedeutendsten römischen Schriftstellern; er hat die Geschichte feiner Taten selbst geschrieben.
5. Die Zeit des Emporkommens Octavians.
Das zweite Triumvirat.
§ 104. Die Cäsarmörder hatten gehofft, daß sich ihnen die Be- «ntonta«. Dölkerung Roms begeistert anschließen würde. Aber das Gegenteil trat ein.
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Extrahierte Personennamen: Antonius Cäsar Cäsar Gregor_Xiii Gregor Cäsar Cäsar Junius_Brutus Brutus Cäsars Brutus Cäsar
98
Geschichte der Römer.
Iii. Die römische Kaiserzeit. 30 v. Ehr. bis 476 n. tzhr.
Das julische Kaiserhaus. 30 v. Chr. bis 68 it. Chr.
Ankums § 107. Aufluftns. Die Aufrichtung der Kaiserherrschaft war ein 30u i?.%r8groj3e§ Glück für das von inneren Zwistigkeiten und Bürgerkriegen zerrüttete römische W e l t r e i ch, das ihr die Herstellung des W e l t f r i e d e n s, der Sicherheit und Ordnung verdankte. Jetzt erst konnte der Bürger wieder ungestört seiner Arbeit und seinem Erwerb nachgehen, der Kaufmann ohne Furcht seine Straße ziehen; auch die Wissenschaft und die Dichtkunst konnten noch einmal aufblühen. Eine Weltkultur entstand; und es ist eine eigenartige Fügung, daß eben zur Zeit des Augustus zu Bethlehem in 3 übet Jesus Christus, bet Weltheiland, geboren ward und in den dar ms folgenden Jahrzehnten zu der W e l t r e l i g i o n, dem Christentum, betj
erste Grund gelegt wurde.
Als Friedensbringer besonders ist Octavian, der nun den Namen A u g u st u s, d. h. der Erhabene, annahm, von dem dankbaren Volke und von den Dichtern verherrlicht worden. Dabei erhielt er, soweit es möglich war, die Formen der Republik. Er nannte sich nicht König; einen Teil der Macht überließ er auch ferner dem Senat, der jedoch in der folgenden Zeit mehr und mehr an Bebeutung einbüßte. Den Kern der Gewalt indessen hielt er fest in seiner Hand. Uber die Legionen führte et selbst den Oberbefehl; et wies ihnen an den Grenzen ihre Standquartiere an, um das Reich gegen äußere Feinde, zumal gegen Germanen und Partyer zu schützen. Die Ruhe in Rom sicherte et durch Schaffung einer kaiserlichen
Garde, der Prätorianer.
Germanen- Kriege sind unter ihm fast nur gegen die Germanen geführt
Zrte0c- worden. Gegen diese fochten seine beiden Stiefsöhne Tiberius und
Drusus, die Söhne seiner Gemahlin Lima aus erster Ehe. Der letztere fand in Germanien seinen Tod. Tiberius, der nach ihm den Oberbefehl am Rhein übernahm, erreichte durch eine kluge Politik, daß ein beträchtlicher Teil der Stämme Nordwestdeutschlands unterworfen wurde; aber fein Noch; 9. «. Chr.folger Varus erlitt im Jahre 9 n. Chr. in der Schlacht im Teutoburger Walde durch die von Atminius geführten Germanen eine furchtbare Niederlage. Seitdem gab Augustus den Gedanken an die Eroberung Germaniens auf und begnügte sich mit der Rheingrenze.
Inneres Im übrigen war Augustus ein Ftiedenskaiset. Der wachsen en
*e6,ment- Annut suchte er durch großartige Geldgeschenke und durch Anlage von
Kolonien zu steuern, die Provinzen schützte er gegen Willkürhandlungen der
Beamten, er legte Straßen an und suchte den Handel zu beleben, Rom
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Extrahierte Ortsnamen: Bethlehem Christentum Rom Lima Germanien Rhein Germaniens
§. 28. Alexanders Reich unter seinen Nachfolgern. 173
donischen Truppen besetzt; Demosthenes mußte fliehen und nahm 322 in dem Poseidontempel auf der Insel Kalauria bei Argolis, wo er Schutz gesucht hatte, Gift, um seinen Verfolgern nicht lebend in die Hände zu fallen. Als der Aristokratenherrschaft in Athen wieder eine demokratische folgte, wurde Phokion der Verräterei angeklagt und mußte 318 den Giftbecher leeren.
Bei Perdikkas machte sich unterdessen das Streben nach der Alleinherrschaft geltend; dem gegenüber suchten die Statthalter über ihre Provinzen die Unabhängigkeit zu erlangen. Infolge dessen entstanden langwierige Kämpfe, in welchen das Weltreich Alexanders sich auflöste und die königliche Familie einen gewaltsamen Tod fand. Auf einem Zuge gegen Alexanders Geheimschreiber, den Statthalter Pto l e-mäus von Ägypten, fiel Perdikkas 321 unter den Händen seiner eigenen, meuterischen Soldaten. Hierauf ernannten die Truppen A n -tipater bis zu seinem Tode 318 zum Reichsverweser. Nach ihm entfaltete Antigonus in Phrygien die größte Macht und trachtete nach der Alleinherrschaft. Er bemächtigte sich der Schatzkammer in Susa, benutzte bereit Schätze zur Vermehrung seiner Sölbner und erzwang sich dann das Reichsverweseramt. Als er aber auch die Alleinherrschaft an sich reißen wollte, einigten sich Seleukus von Syrien, Ptolemäus von Ägypten und Antipaters Sohn Kassander in Makedonien gegen ihn und besiegten ihn mit seinem Sohne Demetrius in der Schlacht bei Zpsus 301 in Phrygien, wo Antigonus den Tod fanb. Die Folge war, daß das Weltreich Alexanbers zerfiel und die brei Reiche: Makedonien, Syrien und Ägypten sich. bilbeten, beren Könige Diab och en (Nachfolger) genannt werben.
Makedonien würde in der Folge durch heftige Kämpfe geschwächt, mit welchen häufige Thronwechsel verbunben waren; zubem machten keltische Völker einen Einfall und brangen verheerend bis Delphi vor. Nach ihrer Vertreibung bemächtigte sich der Sohn des bei Jpsul besiegten Demetrius, Antigonus Gonatas, 278 der macebonischen Herrschaft und stellte die Orbnung in bent Reiche wieber her, das feinem Geschlechte bis 168 v. Chr. verblieb.
Griechenlanb war unter fortbauernben Kriegen noch einige* Zeit unabhängig geworben. Im Peloponnes entstanb der achäische Bunb, bet unter Leitung dcs Arätus von Sikyon einen großen Aufschwung nahm, Sparta bezwang und die Vorherrschaft übet ganz Griechenlanb erstrebte. Ihm gegenüber bilbete sich im Hellas der ätolische Bunb, der von den halbbatbarifcljen Gebirgsbewohnern Ätoliens ausging. Um seinen Einfluß in Griechenlanb zu erhalten,.
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212
Dritter Abschnitt. Erster Zeitraum.
Stadt Tarquinii niedergelassen hatte. Von dort war Tarquinius auf den Rat seiner ehrgeizigen Gemahlin Tänaquil nach Rom gezogen, wo er durch seinen Reichtum und seine Bildung großes Ansehen gewann, sodass ihn der sterbende Ancus Marcius zum Vormund seiner beiden unmündigen Söhne ernannte. Nach dessen Tode erlangte der eingewanderte Fremdling einen solchen Einfluß auf das Volk, daß er zum König gewählt wurde. Als solcher führte er den Namen Tarquinius Priscus d. H. der Alte. Er machte glückliche Kriegszüge und verherrlichte seine Regierung durch mancherlei Bauten. Zur Entwässerung der Stadt legte er große, gewölbte Kloaken (d. H. Abzugskanäle) von unvergleichlicher Dauerhaftigkeit nach der Tiber an; sodann begann er den Ausbau des Kapitols. Für die Volksversammlungen wurde das Forum Romanum, der Marktplatz, angelegt und mit Hallen für öffentliche Geschäfte umgeben. Zwischen dem palatinischen und aventinischen Hügel entstand eine Rennbahn, der Circus Maximus, zu öffentlichen Kampfspielen.
Mitten in dieser Bauthätigkeit fand Tarquinius einen gewaltsamen Tod durch Meuchelmörder, welche von den beiden Söhnen des Ancus Marcius gedungen worden waren. Diese halten gehofft, dem Tarquinius auf dem Thron zu folgen, als sie aber sahen, wie der König bestrebt war, seinem Schwiegersohn Servius Tüllius die Nachfolge zu sichern, ließen sie sich zu dieser unseligen That hinreißen. Doch sie führte nicht zu dem gewünschten Ziele. Des Tarquinius schlaue Gemahlin Tanaquil erklärte nämlich dem Volk, der König sei nur verwundet und habe seinen Schwiegersohn bis zu seiner Genesung mit seiner Stellvertretung beauftragt. Dieser erschien denn auch im königlichen Purpur und wußte sich in der Volksgunst so zu befestigen, daß er durch Volksbeschluß an der Spitze des Staates blieb und die Mörder die Flucht ergreifen mußten.
Servius Tällius 578 — 534 erweiterte Rom durch Hinzunahme des viminalischen und esquilinischen Hügels zur Siebenhügel stadt und schloß es mit einer festen Mauer ein. Um Latium fest mit Rom zu verbinden, bewog er den latinischen Städtebund, daß aus gemeinschaftlichen Mitteln auf dem aventinischen Hügel ein zweites Bundes Heiligtum, der Dianatempel, errichtet wurde, welcher der Oberhoheit Roms über den latinischen Städtebund noch mehr Festigkeit gab. Das größte Verdienst erwarb sich Servius Tullius durch die Verbesserung der Staatsverfassung.
Die Änderung der Verfassung hatte den Zweck, die Rechtsverschiedenheit zwischen den Patriziern, Klienten und Plebejern aus-
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52. Die Regierung des Kaisers Augustus.
283
bei Aktium in Griechenland kam, welche durch die rasche Flucht der Kleopatra zu Gunsten Octavians entschieden wurde. Das Land-Heer des Antonius wartete noch sieben Tage auf die Rückkehr seines Gebieters, welcher Kleopatra nachgeeilt war, und ging dann zu Octavian über.
Antonius und Kleopatra waren nach Ägypten geflohen und mußten sich bald überzeugen, daß jeder Widerstand vergeblich sei. In dieser Lage verließ die nichtswürdige Kleopatra den Antonius in der Absicht, jetzt den Octavian zu fesseln. Sie begab sich in ihr Grabmal und ließ dem Antonius melden, sie habe sich getötet. Was sie gewollt, geschah. Antonius stürzte sich in sein Schwert. Allein Octavian, der seinen Weg von Griechenland über Syrien genommen hatte, ließ sich von Kleopatra nicht bethören und gab der Königin deutlich zu verstehen, daß er sie zur Verherrlichung seines Triumphes als Gefangene nach Rom mitzunehmen gedenke. Diese Schmach mochte die stolze Königin nicht erleben. Mutig nahm sie zu einer vergifteten Nadel (nach andern Mitteilungen zu einer Natter) ihre Zuflucht und endete ihr Leben durch Selbstmord. Ägypten wurde eine Provinz des römischen Reichs.
Octavian feierte nach seiner Rückkehr in Rom einen dreifachen Triumph. Er stellte im ganzen Reiche den Frieden her, und wie unter Numa und nach dem ersten punischen Kriege konnte jetzt zum dritten male der Tempel des Janus geschlossen werden. Die Republik hatte sich ausgelebt.
Dritter Zeitraum.
Rom als Kaiserreich 30 v. Chr. — 476 n. Chr.
§. 52. Die Regierung des Kaisers äugujttis.
Cäsar Octavianus Augustus 30 v. — 14 n. Chr. vereinigte, nachdem alle tüchtigen, republikanisch gesinnten Männer in den greuelvollen Bürgerkriegen gefallen waren, die ganze Macht des römischen Reiches in seinen Händen und wußte die Republik in vorsichtiger und kluger Weise allmählich in eine Monarchie umzuwandeln. Es begünstigte ihn bei diesem Streben nicht bloß ein tüchtiges, ihm ergebenes Heer, sondern auch die Erschlaffung der großen Masse des Volkes, dem über den Genüssen des Augenblicks der Sinn für Freiheit und Bürgertugend erstorben war. Nach seinem Großoheim nannte er sich Cäsar, woraus das Wort „Kaiser" entstanden ist.
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52. Die Regierung des Kaisers Augustus.
285
Halter mit festem Jahrgehalt ein, regelte die Besteuerung und überzeugte sich durch häufige Reisen von dem Zustand der Landesteile. Große Heerstraßen, die mit Meilensteinen besetzt waren, verbanden die einzelnen Provinzen und erleichterten Handel und Verkehr; Kanäle und großartige Wasserleitungen zeugten von dem Unternehmungssinn, der sich unter seiner Regierung entwickelte.
Mehr auf die Verbesserung des großen Reiches als auf seine Erweiterung bedacht, pflegte Augustus zu sagen: „Der Lorbeer ist schön, aber unfruchtbar." Doch fehlten unter seiner Regierung auch die Kriege nicht ganz. Zur Sicherung der Nordgrenze des Reiches ließ er durch seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius die nördlichen Alpenländer Noricum und Rätien, sowie Vindelicien erobern, wodurch die Donau der zweite Grenzstrom gegen die Germanen wurde. Als aber Drusus auch über den Rhein in Germanien vordrang, starb er nach einem Sturz von seinem Pferde; kurze Zeit nachher erlagen die römischen Legionen unter dem Statthalter Varus den Streichen der Germanen im Teutoburger Walde 9 n. Chr. (Teil H, §. 3).
Die lange Friedenszeit im Innern des Reiches war von den segensreichsten Folgen begleitet. Nicht bloß Ackerbau, Handel und Gewerbe, sondern auch Kunst und Wissenschaft blühten auf. In der Förderung der Baukunst wetteiferte mit Augustus sein Jugendfreund und Schwiegersohn Agrippa, welcher als Feldherr und Staatsmann ihm zu jeder Zeit treulich beistand. In Rom wurden prächtige Tempel, Theater und Bäder errichtet, und Agrippa weihte den Göttern das Pantheon. Dadurch wurde Rom so verändert, daß Augustus sagen konnte, er habe das ziegelsteinerne Rom in ein marmornes umgewandelt. Die römische Litteratur erreichte ihr goldenes Zeitalter und fand in dem kunstsinnigen Cilnius M ä c e n a s einen freigebigen Beschützer. Mäcenas stammte aus etruskischem Königsgeschlecht und weilte am Hofe des Augustus. Durch seinen Einfluß kam es dahin, daß der Kaiser ausgezeichnete Talente unterstützte und einen seltenen Kreis von Rednern, Dichtern, Geschichtschreibern und Staatsmännern um sich versammelte, wodurch vorzugsweise der Ruhm der Augusteischen Zeit auf uns gekommen ist. Die Prosa hatte schon in Cicero ihren Höhepunkt erreicht; die Poesie blühte besonders unter den Hofdichtern Vergilius (Virgil), Ovidius und Horatius, die Geschichtschreibung unter Livius (§. 61, 3).
So groß die Erfolge aber auch waren, welche die Regierung des Augustus auszeichnen, so groß war das Mißgeschick, das er in seinem
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264
Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
Ihr Vermögen wurde eingezogen, und Sulla bereicherte damit seine Soldaten.
Sulla ließ sich jetzt zum D i k t a t o r aus unbestimmte Zeit ernennen und legte sich den Namen Felix d. H. der Glückliche bei. Alle volkstümlichen Gesetze hob er auf; er beschränkte die Macht der Tribunen und begründete aufs neue die Allgewalt des Senates, der um 300 Mitglieder vermehrt wurde. Nach 4 Jahren (79) legte er jedoch, der ihm übertragenen Gewalt überdrüssig, seine Diktatur freiwillig nieder und zog sich mit seinen vertrautesten Freunden auf seine Landgüter zurück. Dort führte er ein so schwelgerisches Leben, daß er infolge desselben im 60. Lebensjahre 78 starb. Sein Leichnam wurde nach Rom gebracht und in Gegenwart von vielen Tausenden auf dem Marsfelde verbrannt. Auf seinem Grabmal stand die von ihm verfaßte Inschrift: „Von keinem meiner Freunde ist mir
so viel Gutes und von keinem meiner Feinde so viel Böses erwiesen worden, daß ich es nicht reichlich vergolten hätte!"
§. 47. inejus fjompejus.
Das Auftreten des Marius und Sulla änderte den Charakter der Parteikämpfe in Rom. Tie Streitigkeiten zwischen den Armen und Reichen traten zurück hinter die Bestrebungen einzelner Männer, welche persönliche Machtziele verfolgten, durch geistige Überlegenheit Parteien um sich bildeten und mit Hilfe derselben auf Roms Staatswesen bestimmend einwirkten. Der erste, der nach Sulla großen Einfluß in Rom gewann, war Cnejus Pompejus.
Cnejus Pompejus war einer angesehenen Familie entsprossen und ein Mann von schöner Gestalt, trefflichen Anlagen, Leutseligkeit und Freigebigkeit. Er war ein entschiedener Anhänger des Sulla und ging ihm mit drei Legionen entgegen, als derselbe aus Asien zurückkehrte und die Marianer bekämpfte. Dafür erteilte Sulla dem 23 jährigen Pompejus den Auftrag, die flüchtigen Marianer auf Sizilien und in Afrika zu vernichten. Mit Glück und Geschick vollführte Pompejus den Befehl Sullas und erhielt dafür von ihm den Beinamen Magnus d. h. der Große. Als aber der jugendliche Held auch einen Triumph verlangte, verwies ihm Sulla seinen übermäßigen Ehrgeiz, worauf Pompejus erwiderte: „Die aufgehende Sonne hat mehr Anbeter als die untergehende." Der Triumph wurde ihm gewährt, und die Freundschaft zwischen beiden Männern war damit gelöst. Doch entfaltete Pompejus seine Hauptthätigkeit erst nach Sullas Tod.
Der Krieg gegen Sertorius in Spanien 80—72. Zuerst
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268
Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
bei Pisdvria 62 mit den meisten seiner Genossen. Cicero erhielt hierauf den ehrenvollen Beinamen „Vater des Vaterlandes".
§• 48. Miiis Cäsar unic cfas erste Triumvirat.
Eajus Julius Cäsar, Roms größter Staatsmann, betrat in dieser bewegten Zeit seine politische Laufbahn. Er entstammte der alten Familie der Julier, war im Jahre 100 v. Chr. geboren, ein Neffe des Marius und zeichnete sich schon frühzeitig durch vorzügliche Geistesanlagen, Unerschrockenheit und Thatkraft aus. Da er seinen Vater schon im 6. Lebensjahr verlor, so wurde er von seiner Mutter Aurelia trefflich erzogen und machte sich mit allen damals ausgebildeten Wissenschaften bekannt. Als er herangewachsen war, schloß er sich der Partei der Marianer an und vermählte sich mit Cornelia, der Tochter des Cinna. Nachdem Sulla siegreich in Rom eingezogen war, forderte er, daß Cäsar sich von seiner Gemahlin trenne, wie Pompejus es bereits gethan hatte. Allein Cäsar weigerte sich dessen und hatte deshalb die Ächtung zu fürchten. Erst auf die Fürbitte seiner Freunde hin begnadigte ihn Sulla mit den Worten: „So nehmt ihn denn hin; aber wisset, in dem steckt mehr als ein Marius!"
Cäsar hielt es nun für ratsam, Rom zu verlassen, und begab sich nach der Insel Rhodus, um sich dort bei dem berühmten Apollonius Molo zum Redner auszubilden. Unterwegs fiel das Schiff Cäsars in die Hände von Seeräubern. Diese forderten zwanzig Talente Lösegeld, wenn er in Freiheit gesetzt sein wolle. „Wie, nur zwanzig Talente verlangt Ihr für mich? Fünfzig sollt Ihr haben!" rief Cäsar und sandte Boten aus, die in Milet die versprochene Summe entleihen sollten. Sechs Wochen mußte er in der Gefangenschaft der Seeräuber verbleiben, bis das Geld angelangt war. Während dieser Zeit setzte er sich bei denselben in solche Achtung, daß er nicht ihr Gefangener, sondern ihr Gebieter zu sein schien. Wollte er schlafen, so gebot er ihnen Ruhe. Zuweilen las er ihnen seine Reden und Gedichte vor, und wenn sie dieselben nicht bewunderten, so schalt er sie Barbaren und drohte, er werde alle ans Kreuz schlagen, wenn er wieder frei werde. Was er im Scherze gedroht hatte, führte er wirklich aus; sobald er frei geworden war, ließ er sie fangen und kreuzigen.
Nach dem Tode des Sulla nach Rom zurückgekehrt, stellte Cäsar seine großen Gaben in den Dienst des Staates, und sein Ehrgeiz strebte nach den höchsten Würden. Bald zeichnete er sich nicht weniger als Feldherr und Staatsmann wie als Redner und Schriftsteller aus.
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§. 50. Cäsars Macht und Ende.
277
alten Könige auf dem Kapitol; er zeigte sich öffentlich nur in dem Königsgewand mit einem Lorbeerkranz auf dem Haupte; zwischen den Sesseln der beiden Konsuln stand für den Imperator der erhöhte Königsstuhl. Er ließ den Senat zwar bestehen, gestattete ihm aber nur eine beratende Stimme und hielt es bald nicht mehr für notwendig, sich vor einer Gesandtschaft desselben zu erheben. Die Volksversammlungen waren ohne Einfluß und hatten nur seine Gesetze zu bestätigen. Er entschied über Heer und Staatskasse, über Krieg und Frieden.
Im Besitze der königlichen Machtfülle, strebte Cäsar nun auch nach der Königswürde, zögerte aber noch, den letzten Schritt zum Ziel seiner Wünsche zu thun, obgleich ihn diensteifrige Freunde dazu ermutigten. Bei einem Feste bot ihm sein Freund Antonius, den er nach Niederlegung der Diktatorwurde 45 zum Mitkonsul angenommen, vor den Augen des Volkes ein Diadem an; Cäsar schob dasselbe zwar zurück, doch nur, um zu sehen, wie das Volk sich dabei verhalten würde. Unwillig und murrend hatte dieses dem Antonius zugesehen, als er die Krone anbot; jubelnd klatschte es Beifall, als Cäsar sie ablehnte. Cäsar mußte hierdurch inne werden, daß in dem römischen Bürgertum noch nicht aller republikanische Sinn erloschen war; das Volk aber mußte erkennen, wohin Cäsar und seine Anhänger steuerten. Die Freunde Cäsars hofften jetzt ihrem Führer auf andere Weise den Königstitel verschaffen zu können. Cäsar plante nämlich einen Krieg gegen die Parther zur Sicherung der Reichsgrenze im Osten, und ein Ausspruch der sibpllinischen Bücher besagte, daß die Parther nur von einem König besiegt werden könnten. Daher sollte Cäsar auf das Betreiben der Freunde der Königstitel außerhalb Italiens übertragen werden. Die Angelegenheit sollte an den Iden des März (15. März) 44 v. Chr. im Senat zur Verhandlung kommen.
Cäsars Ermordung. Ein kleiner Teil des Senates aber dachte von Cäsar und seiner Stellung im Staate wie Cato in Utika. Diese Partei hielt fest an der alten Verfassung und Freiheit, und als sie jetzt deren Untergang fürchten mußte, faßte der finstere Cajus Cassius den Plan, Cäsar zu ermorden. Um Anhänger für das schändliche Vorhaben zu gewinnen, trachtete er vor allem danach, Cäsars Freund, den für republikanische Freiheit begeisterten Marcus Junius Brutus auf seine Seite zu ziehen. Bald legte er diesem einen Zettel auf feinen Prätorstuhl, worauf die Worte standen: „Brutus, Du schläfst!"; bald schrieb er auf die Bildsäule des alten
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284
Dritter Abschnitt.' Dritter Zeitraum.
Um sich die günstige Stimmung des Volkes zu erhalten, sah er von dem verhaßten Königstitel ab und ließ sich von dem Senat den Namen Augustus, d. H. der Erhabene, beilegen. Dem Scheine nach behielt er die republikanischen Formen bei, ließ sich aber von dem Senat nach und nach alle wichtigen Staatsämter übertragen und von Zeit zu Zeit erneuern. Als Imperator hatte er den Oberbefehl über alle Streitkräfte zu Wasser und zu Land und die Entscheidung über Krieg und Frieden; als Prinzeps (Fürst) hatte er den Vorsitz im Senat und in dem Staatsrat, der aus 15 Mitgliedern desselben gebildet war, sowie die Leitung der Gesetzgebung und des Gerichtswesens; als Inhaber der Tribunengewalt mit der Befugnis, seine Kollegen selbst zu wählen, war er Volksvertreter; als Aufseher über die Sitten wirkte er auf das Privatleben ein, und als Oberpriester hatte er die Aufsicht über Religion und Kultus; als ständiger Konsul und Prokonsul mit der Vollmacht, seine Stellvertreter und Amtsgenossen vorzuschlagen oder zu ernennen, hatte er die Verwaltung Roms und der Provinzen in feinen Händen.
Den Senat reinigte er von den ihm mißliebigen Personen und beschränkte ihn auf 600 Mitglieder, die sein gefügiges Werkzeug bildeten; die Volksversammlung berief er nur noch der Form wegen, um die Beamten wählen zu lassen. Unter Festen, Spielen und Getreidespenden wurde das Volk über den Verlust seiner Freiheit hinweggetäuscht. Übrigens verfuhr Augustus nicht bloß mit Klugheit, sondern auch mit Milde und vermied sorgfältig jeden äußeren Schein eines Machthabers. Wohlwollend und freundlich gegen Vornehm und Gering, zeigte er sich nur in der Tracht eines Senators und gab durch die Einfachheit, die in feinem Wohnhaus aus dem Palatinus (daher Palast) herrschte, sowie durch seine Mäßigkeit im Essen und Trinken den prunkenden und üppigen Römern ein heilsames Vorbild.
Das römischeweltreich erstreckte sich unter seiner Regierung über alle Länder, die um das Mittelmeer lagen. Es reichte vom atlantischen Meere bis zum Euphrat, vom Rhein und dem schwarzen Meere bis zu den Wüsten Afrikas und Arabiens, zählte 25 Provinzen und etwa 120 Millionen Menschen der verschiedensten Abstammung. Augustus hielt in diesem großen Reiche durch stehende Heere den Frieden aufrecht und sorgte für eine geregelte Verwaltung. In den Grenzprovinzen ließ er für die Krieger feste Standlager errichten, aus welchen sich allmählich Städte entwickelten. Um die Provinzen vor der Aussaugung durch habgierige Beamte zu bewahren, setzte er Statt-
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Augustus